Amateurfußball im Stillstand – „Der Traum ist zerplatzt“

Dirk Kleefuß mischte vergangene Saison mit unserer Ersten die Kreisliga B, Staffel 2 auf. Der vom FVM vollzogene Saisonabbruch machte allerdings einen Strich durch die Aufstiegsambitionen der Mannschaft. Nun spricht der 51-Jährige im FuPa-Interview über die annullierte Saison 2020/21, gewährt einen tiefen Einblick in die Kaderplanung und gibt einen Ausblick auf die Zukunft.

Dirk, die Kreisliga B befindet sich gerade im XXL-Winterschlaf – ein Licht am Ende des Tunnels ist aktuell nicht in Sicht. Was ist am schwierigsten in der momentanen Situation?


Kleefuß: Am schwierigsten, glaube ich, sind die permanenten und immer wieder verlängerten Verbote. Wie sollen Kinder und Erwachsene das auf Dauer ertragen? Wie soll ich jemandem bei den aktuellen Zahlen Hoffnung machen? Meiner Meinung nach liegt es an der Immunisierung und Impfung. Erst wenn genügend Dosen verabreicht sind, wird es wieder losgehen.


Und die permanenten, einsamen Läufe und Trainingseinheiten lassen wohl jeden Kicker 
irgendwann ermüden…


Kleefuß: Trainingsläufe, und das noch alleine, sind wohl das Langweiligste, was sich ein Fußballspieler vorstellen kann. Leider ist es das Einzige, was im Moment noch erlaubt ist. Aber um eine Basis zu schaffen, auf der man aufbauen will, ist es leider unumgänglich.

„Die Hoffnung hatten alle – doch leider ist der Traum zerplatzt.“

Dirk Kleefuß


Mitte Februar hat der Fußball-Verband Mittelrhein (FVM) fünf Grundsätze für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs herausgegeben, der einigen Menschen vermutlich Hoffnung gegeben hat, dass es bald wieder mit dem Amateurfußball hätte losgehen können. Inzwischen, das wissen wir alle, wurden die Pläne wieder einkassiert. Im Nachhinein ist man immer schlauer, aber hätte man nicht damals, wie auch in anderen Verbänden, bereits über eine Absage der Saison verhandeln sollen?


Kleefuß: Wie du schon sagtest: Im Nachhinein ist man immer schlauer… Die Hoffnung hatten alle – doch leider ist der Traum zerplatzt. Vom Verband war es die vollkommen richtige Entscheidung bis zuletzt zu warten. Ich glaube auch, dass dies bei genügend Impfungen durchführbar gewesen wäre. Dies ist jedoch aus unterschiedlichen Gründen nicht geschehen.


Wie gesagt: Der FVM hat die Saison 2020/21 offiziell beendet und annulliert. Für dein Team muss diese Entscheidung ja wirklich bitter sein. Ihr wart auf dem zweiten Tabellenplatz, hattet mit 25 Toren die zweitbeste Offensive und mit nur drei Gegentoren die beste Defensive der Staffel. Ihr hattet im Grunde die große Chance um den Aufstieg in die Kreisliga A mitzuspielen. Was nimmst du dennoch aus der vergangenen Saison mit?


Kleefuß: Ja, der Abbruch der Saison war bitter. Wir haben hart gearbeitet und bis dahin eine fast perfekte Saison gespielt. Dieses Leid teilen wir aber mit vielen Mannschaften, die ebenso stark begonnen hatten. Dafür gibt es andere Mannschaften, die sozusagen Glück hatten, dass der Abbruch kam, weil sie nicht so gut gestartet sind. Mitnehmen kann ich viele positive Sachen und hoffe, dass wir mit dem selben Elan und Ehrgeiz in die neue Saison gehen.


An welches Spiel von der vergangenen Saison erinnerst du dich am liebsten zurück? Und warum? 


Kleefuß: Eigentlich an alle. Wenn ich an die erste Hälfte in Erft denke, wo wir sehr gut gespielt haben oder an das Abendspiel in Dreiborn, wo wir endlich mal gewinnen konnten. Sehr gut war auch die Leistung gegen Rotbachtal, als wir bereits nach 39 Minuten eine Gelb-Rote Karte kassiert und dennoch souverän mit 4:0 gewonnen haben. Das Beste waren aber die ersten 90 Minuten gegen Bessenich im Kreispokal. Da haben wir gezeigt, dass wir in der Kreisliga A bestehen könnten. Wenn ich mich recht erinnere, sind wir das einzige Team im Kreis, was gegen Bessenich ein Remis über 90 Minuten gehalten hatte.

„Keineswegs war es ein verlorenes Jahr! (…) Ich denke, dass wir gestärkt in die anstehende Saison gehen und wissen, worauf es ankommt.“

Dirk Kleefuß


War 2020 retrospektiv ein verlorenes Jahr? 


Kleefuß: Keineswegs war es ein verlorenes Jahr! Wir als Team haben die Zeit genutzt um uns näher kennenzulernen. Ich denke, dass wir gestärkt in die anstehende Saison gehen und wissen, worauf es ankommt. Abhaken sollte man die abgebrochene Saison jedoch schnell.


Trotz dieser langen Fußballpause lief bei euch in der Mannschaft die Kaderplanung in den letzten Monaten auf Hochtouren. Zum einen hat euch Jonas Wald zum Jahreswechsel gen Lokalrivale TSV Schönau verlassen. Was waren die Beweggründe?


Kleefuß: Es waren private Gründe, die aber keineswegs in der Öffentlichkeit diskutiert werden sollten. Jonas, der fester Bestandteil der Mannschaft war, danken wir für seine Unterstützung und wünschen ihm viel Glück in der Zukunft!


Bleibt der Rest der Mannschaft so zusammen oder bahnen sich noch weitere Abgänge an?


Kleefuß: Bislang bahnen sich keine weiteren Abgänge an, sodass wir zuversichtlich in die neue Saison starten können.


Auf der anderen Seite weist eure Mannschaft gleich drei Neuzugänge auf. Christoph Weber, Thomas Heinen und Silas Foedtke sind allesamt dazugestoßen. Wie bewertest du die Neuzugänge?


Kleefuß: Mit den drei Neuzugängen, die alle bereits für unsere Vereinsfarben gespielt haben, bin ich sehr glücklich. Ich bin froh, dass sie sich für uns entschieden haben. Leider kommen mit Thomas und Christoph zwei Spieler aus einer längeren Verletzung zu uns. Ich hoffe, dass sie schnell wieder zu alten Stärken kommen und den Anschluss an die Mannschaft finden. Mit Silas kommt eine junger, talentierter Torwart zu uns. Ich glaube, dass wir in den nächsten Jahren gemeinsam viel Spaß haben werden und er ein sicherer Rückhalt unseres Teams wird.


Ist das Thema ‚Neuzugänge‘ damit abgehakt oder habt ihr noch die ein oder andere Personalie im Hinterkopf?


Kleefuß: Das Thema ‚Neuzugänge‘ ist eigentlich nie beendet! Wie wir intern beschlossen haben, beabsichtigen wir nächste Saison eine 2. Mannschaft an den Start zu bringen, wofür man jedoch eine Menge Personal benötigt. Mit Marius Königsfeld und Denis Kurth kommen zwei weitere Spieler zurück, die in letzter Zeit aus beruflichen Gründen kürzer getreten waren. Des Weiteren haben wir drei Zusagen von Spielern, auf die wir zurückgreifen können und einen Spieler, der noch nicht namentlich genannt wird, der sich uns auch anschließen möchte. Bei zwei aktiven Mannschaften benötigt man mindestens 35 aktive Spieler – besser wären sogar 40. Daher: Wer Lust und Laune hat sich anzuschließen, kann sich jederzeit bei uns melden!


Irgendwann im Sommer wird es dann hoffentlich wieder grünes Licht für den Amateurfußball 
geben. Welche Schwierigkeiten bzw. Herausforderungen siehst du allgemein auf euch zukommen?


Kleefuß: Schwierigkeiten und Herausforderungen sind vorhanden. Darüber machen wir uns erst dann Gedanken, falls sie aktuell auftreten werden. Im Fokus steht zunächst „Spaß, Geselligkeit und Spiel“. Ich denke, dass hat uns viel zu lange gefehlt.


Was werden eure Ziele für die nächste Saison sein?


Kleefuß: Ziel wird es sein, eine schlagkräftige Truppe zu finden, die wieder oben mitspielen kann. Eine Platzierung hängt ganz davon ab, wie man vom Verletzungspech verfolgt wird oder wie der Saisonstart verläuft. Danach können wir gerne nochmals über Ziele reden.

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Zum Nachlesen: https://www.fupa.net/news/sv-mutscheid-47-amateurfussball-im-stillstand-der-traum-ist-2766642

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